Wo: Romanèche-Thorins, Beaujolais, 50 km nordw. von Lyon
Was: Gamay zu 120% (rot)
Worauf: Urgesteinsböden in den nordöstlichen Ausläufern des
Zentralmassivs: (zersetzter) Granit, Basalt, Quarz, Sand
Julie Balagny
Die Pariserin in der Provinz
Was macht eine Pariserin in der tiefsten Provinz des Beaujolais?? Wein, eh klar! Den Respekt ihrer meist männlichen Berufskollegen verdient sie sich mit drei Charaktereigenschaften: Julie ist offenherzig, energiegeladen und demütig gegenüber der Natur.
Nach ihrer Ausbildung an der Weinfachschule zog es Julie in den Süden Frankreichs, wo sie je fünf Jahre auf einem konventionell arbeitendem Weingut in Perpignan und danach bei einem auf Biodynamie sowie Polykultur bauenden Weingut in Nîmes arbeitete.
Cayenne und En Remont
In dieser Zeit wurde Julie bewusst, dass sie nicht mehr für die Hauptstadt gebaut war. So warf sie schließlich im Jahr 2009 im Beaujolais ihren Anker aus…
Auf knapp fünf Hektar arbeitet Julie seitdem, wobei das Gros (drei Hektar) auf die Gemeinde Fleurie entfällt - dort befinden sich ihre Weinberge, die den zweiten Teil des Wortes durchwegs verdienen: Sehr steile Lagen, ausschließlich mechanisch bearbeitet, beim Pflügen hilft die über den Traktor betriebene Seilwinde - der Weinberg sieht demnach im Jahresverlauf kein einziges schweres Gerät (daher keine Bodenverdichtung). Die Weinstöcke der drei Parzellen (Granit & Basalt / zersetzter Granit & Sand / Quartz & Granit) sind an die 80 Jahre alt und ergeben die Flaggschiffe von Julie: Cayenne und En Rémont.
Im Weinkeller schwört sie auf die Verarbeitung "à l´ancienne": Die handgelesenen Trauben vergären im sog. "Kohlendioxidverfahren": Dabei beginnt der Saft innerhalb jeder einzelnen Traube zu gären und es entsteht Kohlendioxid. Das ergibt recht dunkle, rot leuchtende und sehr aromatische Weine, ohne dabei aber schwer zu sein. Nach gut zwei Wochen kommt dann die Alte Dame ins Spiel: Die rein mechanisch per Hand betriebene, hölzerne Weinpresse ist gut 100 Jahre alt und sie ist es, die beim Abpressen den Takt vorgibt:
Die hölzerne Saftrinne fängt den gemächlich rinnenden Traubenmost auf und entlässt diesen über die formschön geschnitzte Nase in den Auffangbehälter. Selbst beim allerletzten und stärksten Auspressen - dann mit Hilfe einer vier Meter langen, gut 80 Kilogramm schweren Metallstange - schmeckt der Most noch fruchtig und samtig, jedoch niemals blechern oder tanninschwanger. Ein zu schnelles Pressen würde nur zum Überborden führen und so dauert eine Komplettpressung (drei bis vier Durchläufe) eben 24 Stunden: Vive le Slow Wine!
Wein von julie